Der klein Elf Klaus war für das Wachstum der Tannenbäume im Wald in der Nähe der großen Eiche verantwortlich. Jahr für Jahr trug achtete er darauf, dass sich die Spitze schnurgerade in Richtung Himmel streckte und die Zweige sich schön zur Seite neigten, mit den Spitzen leicht nach oben geneigt.
Die anderen Elfen lachten ihn deshalb aus. So was Langweiliges. „Warum lässt Du nicht mal einen Zweig nach unten wachsen, oder ein herrlicher Kringel ist auch nicht zu verachten. Sei doch mal kreativ und nicht so spießig. Doch Klaus ließ sich nicht beirren, er hatte seine Freude daran, wenn alles schön gerade war und die Spitzen Richtung Himmel zeigten. Besonders auf die oberste Spitze gab er Acht, damit sie ja ganz gerade blieb.
Mittlerweile waren zwanzig Jahre vergangen. Der kleine Elf Klaus war erwachsen geworden und sein Tannenbaum war der schönste weit und breit. Doch die anderen Elfen hörten nicht auf ihn zu verspotten und für seine Anstrengungen, das alles recht schön akkurat und gerade ist, zu hänseln. Er fühlte sich vom allgemeinen Treiben in der Gemeinschaft ausgeschlossen. Das machte den kleinen Elf sehr traurig. So setzte er sich auf einen Tannenzweig und weinte still und leise vor sich hin. War es falsch, was er da machte? Warum verstanden ihn die andern nicht? Er musste das so machen, ein innerliches Gefühl sagte, dass es ganz genau so richtig ist. Er wünschte sich so sehr Teil der Gemeinschaft zu sein. Vielleicht sollte er doch einmal die Zweige, wie Carolin, in Kringeln wachsen lassen. Vor lauter Kummer fiel er in einen langen, tiefen Schlaf.
Als er von einem herrlichen Gesang erwachte war es ganz hell und strahlend um ihn. Er wusste gar nicht, wo er war. Als er sich aufsetzte und umschaute entdeckte er, dass er in einem Zimmer war. Der Baum, auf dem er saß, stand in einer Ecke des Raumes und war mit goldenen Kugeln, roten Schleifen und wunderschönen Sternen dekoriert. Helle Lichter brannten und hüllten den gesamten Raum in ein sanftes Licht. Doch oben, ganz oben auf der Spitze des Baumes war ein wunderschöner Stern befestigt. Unter dem Baum lagen bunte Pakete und eine Familie stand mit ihren drei Kindern vor dem Baum und sang aus tiefstem Herzen Weihnachtslieder. Tränen rollten vor Glück über die Wangen der kleinen Elfe. War das schööööön! „Schau mal“, rief der kleine Philipp, „dort oben sitzt ein kleiner Zwerg!“ „Du irrst Dich“, antwortete sein Vater, der Klaus nicht sehen konnte. „Doch“, rief der 3Jährige, „Er schaut hoch zur Spitze des Tannenbaums.“ „Ja“, sagte sein Vater, „die Spitze des Tannenbaums zeigt dem Menschen wohin er wachsen soll, nach oben, geradewegs heim zu Gott.“
Da wurde es in der kleinen Elfe ganz still und warm. Jetzt wusste Klaus, warum es ihm so wichtig war, dass die Spitze seiner Bäume schnurgerade in den Himmel wuchsen. Er fühlte tiefste Freude und tiefes Glück. Langsam stieg er runter von seinem Baum und ging zurück in den Wald. Er würde weiter Jahr für Jahr darauf achten, dass die Spitzen der Tannenbäume gerade in den Himmel wuchsen, damit sie den Menschen daran erinnern wo er wirklich zu Hause ist. Es machte ihm jetzt nichts mehr aus, wenn die anderen Elfen lästerten. Er hatte den Sinn in seinem Tun erkannt.
Die anderen Elfen bemerkten die Veränderung von Klaus. Es lag jetzt so viel Ehrfurcht in seinem Tun, dass sie es nicht mehr wagten ihn zu hänseln. Nach und nach kamen die jungen Elfen und fragten, warum es ihm so wichtig sei, dass die Spitzen so gerade wachsen und der Baum so gleichmäßig sei. Klaus nahm sie auf seinen Arm und erzählte ihnen von Weihnacht und dass die Tannenbäume die Menschen in der Weihnachtszeit daran erinnern, wo ihr eigentliches Zuhause ist.
Von Almut Resoma